Pater Hagen

  Bild – Schülerin Mathilde Wolf

Pater Bernhard Hagen, erzähl‘ doch mal über dich!

Pater Bernhard HagenJa, ich heiße Pater Bernhard Hagen und bin im Jahre 1936 im emsländischen Haren/Altenberge geboren.
Nachdem ich acht Jahre die Volksschule in Haren/Dankern besuchte, begann ich im Sommer 1951 eine Lehre als Maurer und Zimmermann. Während meiner sechsjährigen Tätigkeit im Handwerk, wuchs in mir ein neues Lebensziel heran.

Wie geschah das?

Nach dem Krieg gab es kaum Zeitungen und Zeitschriften, es gab kein Radio, noch Fernsehen, aber es gab diese Ordensbrüder und Patres von verschiedenen Missionsorden. Sie gingen durch die Dörfer und Häuser, erzählten Geschichten aus der Mission und der weiten Welt und hinterließen Missionszeitschriften und Heftchen. Die haben dann in mir Interesse erweckt, bis ich mir sagte: Es kann nicht sein, dass es so viele arme Menschen auf der Welt gibt und niemand hilft ihnen! Da habe ich mit mit gerungen, soll ich nicht auch hingehen und helfen…?
Dieser Gedanke ließ mich nicht mehr los, ich habe gebetet, mit anderen diskutiert, ging auf die Suche nach Möglichkeiten, bis ich eines Tages zu mir und meinem Gott „JA“ gesagt habe. Da wurde ich dann innerlich ganz ruhig.
Von da an habe ich ernsthaft gesucht. Was mir angeboten wurde, war ein 13 jähriges Studium: Sechs Jahre Gymnasium und sieben Jahre Theologie. Während der sechs Jahre Gymnasium musste ich jährlich 1000 DM Schulgeld bezahlen. Dieses Geld hatte ich gesparrt, denn von zu Hause konnte ich nichts erwarten. Es war damals viel Geld bei einem Gesellen-Studenlohn von 1,30 DM. Heute bewundere ich mich selber über den Mut und das eingegangene Risiko. Es war auch nicht leicht…aber es hat geklappt!

Und wie kamst du dann nach Ghana?

Am 27. Juni 1970 wurde ich an einem heißen Samstag Nachmittag von Bischof Helmut Hermann Wittler in der St. Bonifatiuskirche zu Altenberge zum Priester geweiht. Das war auch ein großes Fest für die Gemeinde und es herrschte eine tolle Stimmung.
Am 29. September 1970 flog ich dann nach Ghana in Afrika. Es gab wenig Autos und so brachte mich unser Nachbar Wilhelm Grewe zum Bahnhof. Ich fuhr mit dem Zug nach Düsseldorf, stieg ins Flugzeug und flog in die Hauptstadt Accra. Dort kam ich abends um 20.00 Uhr an Es war dunkel und heiß. Die heiße Luft ging mir durch die Hosenbeine, wie eine Heizung bis nach oben hin und dann ging das Schwitzen los…Nach der Abfertigung im Flughafen stand ich draußen in der Dunkelheit. Jeder ging seinen Weg, nur ich stand da, allein. Dann kam das Personal der Lufthansa und stieg in einen Bus. Die habe ich dann angehalten und um Hilfe gebeten. Sie nahmen mich mit in ein Hotel, denn am nächsten Tag sollte ich weiterfliegen nach Tamale in den Norden. Um 22.00 Uhr betrat ich mein Zimmer, ich riegelte es von innen ab und habe danach gut geschlafen.
Am nächsten morgen fand ich das Telefon an meinem Bett. Ich nahm den Hörer und es meldete sich die Rezeption. Dann ließ ich mich mit der katholischen Mission verbinden und erklärte ihnen, dass ich gestern Abend angekommen sei, zu den Weißen Vätern gehöre und in den Norden, nach Tamale müsse. Sie fragten nach meinem Aufenthalt. »Noch bin ich im Bett und ich stehe nicht eher auf, bis ich weiß, wohin…!« war meine Antwort. »Dann steh‘ mal auf«, hieß es »nimm dein Früstück ein und fahr mit dem Taxi zur Kathedrale.« Diese Fahrt werde ich nie mehr vergessen. Dort angekommen sagte man mir, dass es im Süden keine Weißen Väter gäbe, sondern nur im Norden. Aber man hätte gehört, dass ein Weißer Vater am Vorabend von Norden gekommen sei. Den traf ich dann auch bald. Er wusste allerdings auch nichts von meinem Kommen. Kurzerhand nahm er meine Papiere an sich und sagte:
»So, ich bringe dich nun zum Flugplatz und die fliegst nach Tamale. Ich werde für dich die Formalitäten erledigen.«
»Ja, und meine Papiere?«, fragte ich.
»Danach wird keiner fragen, die brauchst du nicht.«
Das fand ich schon happig, aber was sollte es, ich bin weiter geflogen nach Tamale.
Im Flugzeug wurde es mir doch etwas mulmig, denn jetzt waren nur noch schwarze Menschen an Bord, Gentleman und Geschäftsleute mit schwarzen Hüten.
In Tamale angekommen stand ich wieder allein da. Dann sah ich in einiger Entfernung eine weiße Frau. Zu der bin ich dann hingerannt, denn sie wollte gerade in ein Auto steigen. Sie nahm mich mit zur katholischen Mission und als ich den Generalvikar begrüßte, der auch ein Weißer Vater war, sagte er: »Ja, du hast mir einen Brief geschrieben, dass du heute ankommst, der liegt hier auf meinem Tisch, das habe ich ganz vergessen….« – Naja, ich war ja angekommen.
Drei Tage später entschied man sich, dass ich zur Pfarrei Bole gehen sollte. Bole hatte damals eine Größe von 200 km Länge und 100 km Breite mit rund 270 Dörfern. In dieser Gegend war ich dann 25 Jahre tätig.

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