Endlich Strom für Kalba

Ein Freudenschrei ging im letzten Monat durch die Gemeinde Kalba, als endlich die ersten Lichter für ein paar Stunden angingen.

Lange hat es gedauert! Ein Freudenschrei auch beim „Aktionskreis Pater Hagen“ und bei Pater Hagen selbst, der dieses Jahr persönlich wieder mit einer 6-köpfigen Delegation die Partnergemeinde Kalba und auch Tuna besucht hat.

Strom, das bedeutet ein großer Schritt nach vorn, können nun doch auch etliche Projekte davon profitieren, auch solche, die vorerst auf Eis gelegt werden mussten, wie die Einrichtung eines Computerraums in der Junior-High-School.

Joseph Robben, der schon letztes Jahr die Senior-High-School in der Nachbargemeinde Tuna mit 28 Computern ausgestattet hatte, konnte dank der Firmen-Spenden aus der Region, kurz danach schon wieder eine Sendung für Kalba auf den Weg bringen.

Diese wurde dann kurzentschlossen für ein neu in Tuna im Bau befindliches IT-Center für Lehrer der gesamten Diözese Damongo, zur Verfügung gestellt. Diese alte Gemeinde von Pater Hagen arbeitet noch heute immer eng mit Kalba bei ihren Projekten zusammen, gehen doch auch viele Schulkinder hier gemeinsam auf die weiterführende Schule.

Im Moment befindet sich wieder eine Ladung Computer auf dem Seeweg nach Ghana, diesmal dann endlich für Kalba. Joseph muss sich also dieses Jahr noch ein zweites Mal auf die Socken machen, um alle an ihren Bestimmungsorten zu installieren. Es tut es gern.

Die Dankbarkeit der Schüler, die oft bis zu viert vor einem Gerät sitzen, beflügelt ihn zur Weiterarbeit, öffnet er ihnen doch mit dieser Netzverbindung den Weg in die globale Welt, der ihnen das Wissen und die Informationen und damit den Stand der Bildung vermittelt, den sie für den Fortschritt und Erhalt des Frieden ihres Lan-des benötigen. So geht es step for step immer weiter, nicht nur in unserer Partnergemeinde.

Auch der neue Kindergarten ist fertig. Die Sachbearbeiter dieses Projektes ließen es sich nicht nehmen, ihn nach unserem 1. Vorsitzenden, Hans Becker, zu benennen. Er wurde im Sommer mit viel Hallo eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Mehr als 100 Kinder können hier ihre ersten Schritte zur Weiterbildung machen und ihnen den Weg in die Zukunft sichern, denn diese Kinder werden auch später eine Schule besuchen, was längst nicht überall der Fall ist.

Beim Verteilen von neuen Kleiderspenden an die Ärmsten der Armen im Busch traf ich Kinder, in Fetzen gekleidet, die bei mir den Eindruck erweckten, noch nie eine „Weiße“ gesehen zu haben, geschweige denn ein Wort Englisch verstanden. Vor Erstaunen waren sie gar nicht im Moment der Entgegennahme der erhaltenen Sachen in der Lage, ihre Freude darüber zu zeigen. Erst beim Wegfahren konnten wir im Rückspiegel unseres Jeeps Ihr Lachen und ihre Freudentänze sehen und vernehmen. Arme Farmersleute im Busch, deren Einkommen nicht für die nötige Bekleidung und Ernährung ihrer Kinder reicht, erst recht nicht für Schulgeld. Dieses sind keine Einzelfälle, es ist noch ein langer Weg bis hin zu unserem Verständnis von Normalität.

Tim Becker, der Mitorganisator für das jährlich stattfindende Rüt´n´Rock-Benefiz-Konzert für Ghana in Haren, war diesmal mit Freundin Svenja Albers und Christina Ellermann (die schon mehrere Monate 2011 und 2012 dort in der Krankenstation geholfen hatte) in Kalba, um sich einer besonderen Aufgabe zu widmen. Die Drei haben sage und schreibe in nur einer Woche über die Hälfte des gesamten Einzugsgebiets kartographisch, GPS-mäßig erfasst. Father Charles Dibin hatte ihnen seinen Jeep zur Verfügung gestellt, damit sie täglich im Busch diese anstrengende Aufgabe bewältigen konnten.

Bei der Abschlussbesprechung mit den Sachbearbeitern der einzelnen Projekte, kann man sich vorstellen, wie groß deren Erstaunen war, als man ihnen das Ergebnis dieser Woche vorführte. Mit einem Klick auf dem Laptop kann man nun ihre Probleme im fernen Deutschland auf einen Blick an Ort und Stelle sehen und natürlich auch kontrollieren. Noch nie hatte ihnen jemand so etwas gezeigt, für sie unvorstellbar diese technische Möglichkeit der Datenübertragung.

Ziel der Gruppe ist es, den Kommunikationsweg, der derzeit nur über Pater Hagen geht, auf eine größere Anzahl von Personen auf beiden Seiten zu erweitern. Nicht nur um Pater Hagen zu entlasten, sondern um die partnerschaftlichen Beziehungen auf mehreren Säulen aufzubauen und diese gemein-schaftlich zu verfestigen. Der anschließend im alten Pfarrhof aufgeführte Videofilm von Christina über bereits abgeschlossene Projekte und Festivitäten im Dorf stellte das High-light zum Abschluss der Woche dar. Fast die ganze Gemeinde war anwesend.

Was wurde gejuchzt, wenn einer der Ihrigen in dem Film zu sehen war oder gar zu Wort kam. Ihre Freude war überwältigend, aber ebenso war die Freude bei den drei Ausführenden zu sehen, diese über

strahlte die Strapazen der Woche auf ihren Gesichtern. Alles in Allem eine gelungene Sache zur Völkerverständigung und Freundschaft. Nun sind wir alle gespannt, was diese neue Errungenschaft uns bringt. Die Jugend macht es möglich und sichert auch in Zukunft die Hilfe für unsere Partnergemeinde.

Auch der gebrochene Damm des vor Jahren ausgehobenen Wasserbeckens ist wieder in Stand gesetzt worden, die Überlaufstellen wurden versetzt, gestärkt und erweitert. Das Trinkwasser für das Vieh in der Trockenzeit ist wieder gesichert und die neue Solar-Trinkwasseranlage muss nun auch nicht mehr zum Wäschewaschen herhalten.

Übrigens konnten wir staunen, wie weit das neue Pfarrhaus von Kalba schon gediehen ist. Das Dach ist bereits drauf, jetzt geht es an den Innenausbau. Hoffen wir, dass Fr. Charles Dibin das nötige Geld zur Fertigstellung bald zusammen bekommt, es ist wirklich ein gut durchdachtes, großzügiges Haus geworden und so wollen wir es ja auch bald nutzen.

Da das alte Pfarrhaus für alle Besucher zu klein war, haben Pater Hagen, Joseph und ich wie schon letztes Jahr, in Tuna im Pfarrhaus gewohnt. Außerdem waren wir näher an unserer Projektarbeit im IT-Center und der Senior-High-School.

Die Hauswirtschaftslehrerin Elisabeth hatte von uns einen Gas-Herd mit Backofen erbeten, den sie unbedingt benötigte für die Kochschule, denn keines der Mädchen wusste mit den modernen Elektrogeräten umzugehen. Gern hatten wir ihr diesen Wunsch erfüllt. Als Dank wurden wir beim Wiedersehen mit einem riesigen Herzkuchen aus diesem Ofen überrascht.

Auch mit einem kleinen Beitrag kann man großes bewirken. So sind auch hier Freundschaften entstanden. Diesmal haben wir in Accra eine große Trommel bei Edmund, dem berühmten Balaphonspieler erworben, die wir dem Kirchenchor übergaben. Dieser hatte sich so ein Teil schon lange gewünscht. Mit großem Tamtam wurde es in der Messe vorgeführt. Mit Gebet, Gesang und Tanz dauerte dies Stunden in dieser wunderbaren Kirche, die Pater Hagen gebaut hat, mit dem großen Kreuz aus Sichtmauerwerk an der Frontseite. Die Sonne warf ihre Strahlen direkt auf den schlichten Altar, als würden sie dem Gesang des Chores als Himmelsleiter dienen.

Welch eine Atmosphäre!!!

So manchen Tag ist Pater Hagen aus Tuna geflüchtet, zu groß war der Andrang der alten Weggefährten, die ihn besuchen wollten. Zahlreich die „Prozeduren“ bei der Übergabe von Ge-schenken, die er entgegennehmen musste. Meist Naturalien, aber auch Holzschnitzereien und Hand-arbeiten. Ein voller Hühnerstall wäre zusammengekommen, hätte er das Federvieh nicht oft weiter-verschenkt. Die Achtung und der Respekt, der ihm entgegengebracht wurde und die Freude über das Wiedersehen kannten keine Grenzen.

Selbstverständlich musste er versprechen, bald wiederzukommen.

Von Gudrun Gundlach

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