Interview mit Pater Hagen in der Meppener Tagespost

Pater Bernhard Hagen
Kreis Emsland, 01.07.2009

„Das hat mein Leben verändert, und das finde ich ganz toll“

Von Hermann-Josef Mammes, Haren.
Am 1. August findet wieder das Rüt’n’Rock-Festival in der Harener Boschstraße statt. Erneut kommt der Reinerlös dem Aktionspreis Pater Hagen zugute. Der Harener Missionspater Bernhard Hagen arbeitet seit 26 Jahren in Afrika.
Pater Hagen. Welche Projekte stehen in naher Zukunft in Kalba (Ghana) an?
In den vergangenen Jahren haben wir unsere Arbeit auf das Dorf Kalba konzentriert und u.a. die Krankenstation und -versorgung sowie Projekte zur Trinkwassergewinnung unterstützt. Es ist nun an der Zeit, unsere Arbeit auf das Hinterland unserer Partnergemeinde zu fokussieren. Neben infrastrukturellen Maßnahmen wie Zuwegung und Wasserversorgung wird hierbei die Bildung im Mittelpunkt stehen. Es ist wichtig, dass wir unseren jungen Freunden durch Schulen und die Unterstützung bei der Ausbildung eine ausreichende schulische Grundlage geben. Ziel ist die Hilfe zur Selbsthilfe.
Wie sehr sind Sie auf die finanzielle Hilfe aus Deutschland über Ihren Aktionskreis angewiesen?
Die Unterstützung, auf deren Grundlage wir in Kalba arbeiten, basiert auf den Erlösen des Aktionskreises Pater Hagen e.V., des Rüt’n’Rock e.V., verschiedener privater Spenden und der Unterstützung durch einige Firmen. Eigentlich sind der Aktionskreis und das Rüt’n’Rock der Grund, warum ich immer noch aktiv bin und was mich antreibt!
Gerade über das Rüt’n’Rock Open Air engagieren sich besonders sehr viele junge Menschen für die Krankenstation in Kalba…
Was ich für sehr interessant befinde! Es gibt immer mehr Jugendliche – speziell aus dem Emsland –, die für eine gewisse Zeit in Ghana leben möchten, um dort mit den Menschen zusammenzuarbeiten und ihnen zu helfen. So wurden die Rüt’n’Rock-Projekte 2007 und 2008 von jungen Menschen aus unserer Region in Ghana unterstützt. Auch im Herbst dieses Jahres werden wieder junge Emsländer nach Ghana reisen, um in einer Krankenstation zu arbeiten. Der Erlös des Rüt’n’Rock 2009 soll ebenfalls unter dem Motto „Unterstützung von Jugendlichen für Jugendliche“ stehen, indem wir uns auf die Bildung konzentrieren und speziell die Förderung von Auszubildenden in der Krankenstation fokussieren möchten.
Gibt es Ihnen und Ihren Helfen in Afrika zusätzliche Kraft und Motivation, wenn Sie wissen, dass so viele Jugendliche im Emsland Ihre Arbeit unterstützen?
Ja, vor allem gibt es uns immer wieder Motivation und Kraft, dass wir von so vielen jungen Menschen unterstützt werden. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass ich meine Aktivitäten schon sehr stark reduziert hätte, wenn ich nicht immer wieder durch die Jugend neu herausgefordert werden würde!
Sie haben schon mehrfach Jugendliche aus dem Emsland nach Ghana eingeladen und das Hilfsprojekt vorgestellt. Wie sind die Reaktionen und Emotionen der deutschen Jugendlichen?
Seit Jahren helfe ich Jugendlichen dabei, eine gewisse Zeit in Ghana zu verbringen. Die erste Begeisterung ist immer sehr groß. Die Begeisterung bleibt, allerdings kommt auch immer eine Ernüchterung hinzu. Es kann schon ein kleiner Kulturschock für Jugendliche werden, da nicht nur Randbedingungen wie das Klima ganz anders sind, sondern die Menschen auch eine andere, ja vielleicht manchmal auch bedrückende Lebensweise haben: kein fließendes Wasser, kein Kochherd und ganz andere Toiletten. Doch wenn sie sich nach einigen Wochen gefunden haben, setzen sie sich ein und sind mit Begeisterung dabei. Ich habe noch keinen Jugendlichen kennengelernt, der eine solche Reise bedauert hat. Es kommen alle zurück und sagen „Das hat mein Leben verändert“, und das finde ich ganz toll!

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